An die Galater 2:1-21

2  Nach 14 Jahren ging ich dann wieder nach Jerusalem hinauf, zusammen mit Bạrnabas.+ Auch Titus nahm ich mit.+  Ich ging aufgrund einer Offenbarung dorthin und legte den Brüdern die gute Botschaft dar, die ich unter den anderen Völkern predige. Ich tat das jedoch vor den angesehenen Männern persönlich, um sicherzugehen, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin.  Doch nicht einmal Titus,+ der bei mir war, wurde dazu gedrängt, sich beschneiden zu lassen,+ obwohl er ein Grieche war.  Dieses Thema kam wegen der falschen Brüder auf, die unauffällig in die Versammlung gebracht wurden,+ die sich einschlichen, um insgeheim etwas über die Freiheit+ herauszufinden, die wir dank Jesus Christus haben, und uns vollständig zu versklaven.+  Wir sind nicht vor ihnen zurückgewichen,+ nein, wir haben ihnen keinen Moment* nachgegeben, damit euch die Wahrheit der guten Botschaft erhalten bleibt.  Die Männer aber, die als wichtig galten+ – was sie auch immer waren, spielt für mich keine Rolle, denn Gott geht nicht nach dem Äußeren eines Menschen –, diese angesehenen Männer teilten mir nichts Neues mit.  Im Gegenteil, sie sahen, dass mir die gute Botschaft für die Unbeschnittenen anvertraut worden war,+ so wie sie Petrus für die Beschnittenen anvertraut wurde.  Denn derjenige, der Petrus die Kraft gab, die das Apostelamt für die Beschnittenen erfordert, hat auch mir Kraft für die Menschen anderer Völker gegeben.+  Als diese Männer erkannten, welche unverdiente Güte mir erwiesen worden war,+ gaben Jakobus,+ Kẹphas und Johạnnes, die als Säulen galten, Bạrnabas und mir+ die rechte Hand als Zeichen der Partnerschaft. Wir sollten zu den anderen Völkern gehen, sie aber zu den Beschnittenen. 10  Sie baten uns nur, an die Armen zu denken, und darum habe ich mich auch mit allen Kräften bemüht.+ 11  Als Kẹphas+ jedoch nach Antiọchia+ kam, sagte ich ihm direkt ins Gesicht, dass er eindeutig im Unrecht war*. 12  Denn bevor einige Männer von Jakobus+ kamen, aß er gewöhnlich mit Leuten von den anderen Völkern.+ Doch als sie eintrafen, hörte er damit auf und hielt sich fern. Er hatte nämlich Angst vor denen, die zu den Beschnittenen gehörten.+ 13  Auch die übrigen Juden schlossen sich ihm in seiner Heuchelei an, sodass sogar Bạrnabas davon angesteckt wurde. 14  Als ich aber sah, dass sie nicht in Übereinstimmung mit der Wahrheit der guten Botschaft handelten,+ sagte ich vor ihnen allen zu Kẹphas: „Wenn du als Jude so lebst wie die anderen Völker und nicht wie Juden, wie kannst du da Leute von den anderen Völkern drängen, nach jüdischem Brauch zu leben?“+ 15  Wir, die wir gebürtige Juden und nicht Sünder aus den anderen Völkern sind, 16  wissen, dass ein Mensch nicht durch das Befolgen des Gesetzes, sondern nur durch Glauben+ an Jesus Christus für gerecht erklärt wird.+ Also glauben wir an Christus Jesus, damit wir durch Glauben an Christus für gerecht erklärt werden und nicht durch das Befolgen des Gesetzes, denn durch das Befolgen des Gesetzes wird niemand* für gerecht erklärt.+ 17  Wenn wir nun auch als Sünder betrachtet werden, während wir versuchen, durch Christus für gerecht erklärt zu werden, ist dann Christus ein Diener der Sünde? Auf keinen Fall! 18  Wenn ich gerade das wieder aufbaue, was ich vorher niedergerissen habe, zeige ich, dass ich ein Gesetzesübertreter bin.+ 19  Denn durch das Gesetz bin ich im Hinblick auf das Gesetz gestorben,+ damit ich für Gott lebendig werde. 20  Ich bin mit Christus an den Pfahl genagelt worden.+ Nun lebe nicht mehr ich,+ sondern es ist Christus, der in mir lebt. Ja das Leben, das ich jetzt als Mensch* führe, führe ich im Glauben an den Sohn Gottes,+ der mich geliebt und sich selbst für mich geopfert hat.+ 21  Ich weise die unverdiente Güte Gottes nicht zurück*,+ denn wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, ist Christus ja umsonst gestorben.+

Fußnoten

Wtl. „Stunde“.
Oder „er verurteilt dastand“.
Wtl. „kein Fleisch“.
Wtl. „im Fleisch“.
Oder „setze … beiseite“.

Studienanmerkungen

Nach 14 Jahren: Nach Ansicht einiger könnte Paulus hier „im 14. Jahr“ gemeint haben, d. h., er könnte von einem angefangenen Jahr gesprochen haben, gefolgt von zwölf vollen Jahren und einem weiteren angefangenen Jahr. (Vgl. 1Kö 12:5, 12; siehe Anm. zu Gal 1:18.) Der Zeitraum bezieht sich wahrscheinlich auf die Jahre zwischen 36 u. Z., als Paulus das erste Mal als Christ in Jerusalem war, und 49 u. Z., als er dort zusammen mit Titus und Barnabas den Aposteln und Ältesten die Beschneidungsfrage vorlegte (Apg 15:2).

aufgrund einer Offenbarung: Paulus geht hier auf etwas ein, das Lukas in der Apostelgeschichte nicht erwähnt (Apg 15:1, 2). Offensichtlich hatte Christus als Haupt der Versammlung Paulus in einer Offenbarung angewiesen, den Aposteln und Ältesten in Jerusalem die wichtige Frage über die Beschneidung vorzulegen (Eph 5:23). Diese historische Sitzung fand um das Jahr 49 u. Z. statt. Durch die Erwähnung der Offenbarung entkräftet Paulus die Behauptung der Judaisten, er sei kein richtiger Apostel. Er wurde nicht nur von Jesus selbst zum Apostel berufen, sondern erhielt auch durch Offenbarungen direkte Anweisungen von ihm (Gal 1:1, 15, 16).

predige: Das griechische Wort hat die Grundbedeutung „als Herold (Amtsbote) verkünden“. Es betont die Art und Weise des Verkündens: In der Regel ist ein Ausrufen in der Öffentlichkeit gemeint, nicht eine Predigt vor einer bestimmten Gruppe. (Siehe Anm. zu Mat 3:1.)

nicht einmal Titus … wurde dazu gedrängt, sich beschneiden zu lassen: Als um das Jahr 49 u. Z. in Antiochia die Beschneidungsfrage aufkam, ging Titus zusammen mit Paulus und Barnabas nach Jerusalem (Apg 15:1, 2; Gal 2:1). Er war „ein Grieche“, d. h. ein unbeschnittener Nichtjude. (Siehe Anm. zu Grieche in diesem Vers.) Von den im vorigen Vers erwähnten „angesehenen Männern“ in Jerusalem wurde Titus offensichtlich „nicht … dazu gedrängt, sich beschneiden zu lassen“. Das legt im Umkehrschluss nahe, dass es Judaisten gab (Christen, die an jüdischen Traditionen festhielten), die ihn dazu drängten. Gemäß der Entscheidung der Apostel und Ältesten in Jerusalem mussten sich Christen aus den anderen Völkern jedoch nicht beschneiden lassen (Apg 15:23-29). Mit dem Beispiel von Titus bekräftigt Paulus, dass neu bekehrte Christen nicht an das mosaische Gesetz gebunden waren. Da Titus hauptsächlich Menschen aus den anderen Völkern predigte, stellte es kein Problem dar, dass er unbeschnitten war (2Ko 8:6; 2Ti 4:10; Tit 1:4, 5). Seine Situation war anders als die von Timotheus, den Paulus beschnitt. (Siehe Anm. zu Apg 16:3.)

Grieche: Titus wird als Grieche (Héllēn) bezeichnet. Er war möglicherweise griechischer Abstammung. Allerdings verwendeten Schreiber des 1. Jh. die Pluralform dieses Wortes (Héllēnes) auch für Nichtgriechen, die die griechische Sprache und Kultur übernommen hatten. Titus könnte auch in diesem Sinn „Grieche“ gewesen sein. (Siehe Anm. zu Rö 1:16.)

falschen Brüder: Das entsprechende griechische Wort pseudádelphos steht nur hier und in 2Ko 11:26. Einem Fachwörterbuch zufolge bezeichnet es jemanden, „der ein (christl.) Bruder zu sein vorgibt, ohne es in Wirklichkeit zu sein“. Die Judaisten in den Versammlungen in Galatien gaben vor, sich vom Geist leiten zu lassen, wollten aber in Wirklichkeit wieder das mosaische Gesetz durchsetzen. (Siehe Anm. zu Gal 1:6.) Paulus sagt, dass sie „unauffällig in die Versammlung gebracht“ wurden und sie „sich einschlichen, um insgeheim etwas über die Freiheit [von Christen] herauszufinden“. Diese Formulierungen machen deutlich, dass die Judaisten versuchten, ihr gefährliches Gedankengut möglichst unauffällig zu verbreiten. (Vgl. 2Ko 11:13-15.)

die Wahrheit der guten Botschaft: Dieser Ausdruck kommt auch in Vers 14 vor und meint die Gesamtheit der christlichen Lehren in Gottes Wort.

Gott: In den vorliegenden griechischen Handschriften steht hier „Gott“. Einige Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische und andere Sprachen verwenden an dieser Stelle den Gottesnamen.

die Unbeschnittenen: Wtl. „die Unbeschnittenheit (das Unbeschnittensein)“. Gemeint sind die Nichtjuden.

so wie … Petrus: Paulus zeigt damit, dass die Brüder, die in der Christenversammlung die Führung übernahmen, gut zusammenarbeiteten. (Siehe Anm. zu Gal 2:9.) Die leitende Körperschaft in Jerusalem vereinbarte, dass sich Paulus in seinem Dienst hauptsächlich auf Nichtjuden konzentrieren sollte, während Petrus vor allem den Juden predigte. Ihre Aufgaben waren aber nicht streng geteilt. Immerhin war Petrus der Erste, der Nichtjuden gepredigt hatte (Apg 10:44-48; 11:18). Und Paulus machte die gute Botschaft vielen Juden bekannt, entsprechend seinem Auftrag, „sowohl zu den anderen Völkern als auch zu … den Söhnen Israels“ zu gehen (Apg 9:15). Beide Männer kamen ihren Aufgaben gewissenhaft nach. Petrus reiste z. B. später nach Babylon im O, wo viele Juden lebten und das ein Zentrum für jüdische Bildung war (1Pe 5:13). Paulus gelangte auf seinen Missionsreisen weit in den W, womöglich sogar bis nach Spanien.

die Beschnittenen: Wtl. „die Beschneidung“. Gemeint sind die Juden.

der Petrus die Kraft gab, die das Apostelamt … erfordert, hat auch mir Kraft … gegeben: Das hier mit „Kraft geben“ übersetzte griechische Verb energéō wird an anderen Stellen mit „am Werk sein“ oder „wirken“ wiedergegeben (Eph 2:2; 3:20; Kol 1:29). Im Zusammenhang vermittelt es offenbar den Gedanken, dass Petrus und Paulus von Gott nicht nur die Autorität erhielten, als Apostel tätig zu sein, sondern auch die dazu nötigen Fähigkeiten.

Kephas: Ein anderer Name für den Apostel Petrus. (Siehe Anm. zu 1Ko 1:12.)

Säulen: So wie Säulen ein Gebäude stützen, so stützten und stärkten diese Männer die Versammlung. Mit demselben griechischen Wort werden auch die Beine eines starken Engels beschrieben (Off 10:1-3) sowie die Versammlung; sie wird als „eine Säule und Stütze der Wahrheit“ bezeichnet (1Ti 3:15). Jakobus, Kephas und Johannes waren als „Säulen“ bekannt, weil sie im Glauben stark und fest verankert waren und die Versammlung sich auf sie verlassen konnte.

die rechte Hand als Zeichen der Partnerschaft: Oder „die rechte Hand als Zeichen der Teilhaberschaft“. Sich die Hand zu geben zeigte an, dass man sich als Partner sah und zusammenarbeitete (2Kö 10:15). Um 49 u. Z. nahm Paulus an einer Sitzung der leitenden Körperschaft teil, bei der es um die Beschneidung ging (Apg 15:6-29). Bei diesem Besuch in Jerusalem kam er offensichtlich auch mit Jakobus, Petrus und Johannes zusammen, um den Predigtauftrag zu besprechen, den er von Jesus erhalten hatte (Apg 9:15; 13:2; 1Ti 1:12). Paulus erinnert sich an die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und die Harmonie bei dieser Zusammenkunft und auch später. Offensichtlich war ihnen allen klar, dass sie dasselbe Ziel verfolgten. Sie vereinbarten, dass Paulus und Barnabas den anderen Völkern, d. h. den Nichtjuden, predigen sollten. Jakobus, Petrus und Johannes dagegen würden sich auf die Beschnittenen, also die Juden, konzentrieren.

an die Armen zu denken: Petrus, Jakobus und Johannes gaben Paulus und Barnabas um 49 u. Z. einen Auftrag (Gal 2:9). Sie sollten die Bedürfnisse mittelloser Christen im Sinn behalten, wenn sie den anderen Völkern predigten. Darum hatte sich Paulus, wie er selbst sagt, mit allen Kräften bemüht. Als die Christen in Judäa später in Not gerieten, legte er den Versammlungen anderswo ans Herz, ihre finanziellen Mittel mit den Brüdern in Jerusalem zu teilen. Wie wichtig ihm dieses Thema war, erkennt man in seinen Briefen. Paulus erwähnt die Spendensammlung in beiden inspirierten Korintherbriefen (ca. 55 u. Z.); außerdem schreibt er, dass er „den Versammlungen von Galatien“ bereits Anweisungen dazu gegeben hatte (1Ko 16:1-3; 2Ko 8:1-8; 9:1-5; siehe Anm. zu 1Ko 16:1, 3; 2Ko 8:2). Als Paulus um das Jahr 56 u. Z. den Römerbrief schrieb, war die Sammlung so gut wie abgeschlossen (Rö 15:25, 26). Dass er seinen Auftrag erfüllte, wird an dem deutlich, was er später in seiner Verhandlung vor dem römischen Statthalter Felix sagte: „Nun bin ich … gekommen, um meinem Volk Spenden zu bringen“ (Apg 24:17). Liebevolle Fürsorge für Glaubensbrüder war ein Markenzeichen der Christen im 1. Jh. (Joh 13:35).

Kephas: Ein anderer Name für den Apostel Petrus. (Siehe Anm. zu 1Ko 1:12.)

sagte ich ihm direkt ins Gesicht: Oder „widerstand ich ihm ins Gesicht“. Als Paulus feststellte, dass sich Petrus aus Menschenfurcht von den nicht jüdischen Glaubensbrüdern zurückzog, wies er ihn vor allen Anwesenden zurecht. Das hier verwendete griechische Verb bedeutet wtl. „entgegentreten“ (Gal 2:11-14).

aß er gewöhnlich mit Leuten von den anderen Völkern: Bei Mahlzeiten pflegte man Gemeinschaft und betete normalerweise auch zusammen. Deshalb aßen Juden verständlicherweise nicht mit Nichtjuden. Den Israeliten war verboten worden, sich mit den Völkern zu vermischen, die noch im verheißenen Land lebten; ihre Götter durften sie nicht einmal erwähnen (Jos 23:6, 7). Die jüdischen Religionsführer im 1. Jh. hatten zusätzlich eigene Regeln aufgestellt und behaupteten, man würde zeremoniell unrein, sobald man das Haus eines Nichtjuden betrat (Joh 18:28).

hörte er damit auf und hielt sich fern: Petrus, ein jüdischer Christ, hatte 36 u. Z. den dritten „Schlüssel des Königreiches“ gebraucht. Er eröffnete Kornelius und seiner Hausgemeinschaft die Möglichkeit, Christen zu werden, obwohl sie weder Juden noch jüdische Proselyten waren. (Siehe Anm. zu Mat 16:19.) Da sich Petrus einige Tage bei Kornelius aufhielt, nahm er mit seinen nicht jüdischen Gastgebern bestimmt mehrere Mahlzeiten ein (Apg 10:48; 11:1-17). Auch danach aß er mit nicht jüdischen Christen. Doch im syrischen Antiochia (rund 13 Jahre nach der Bekehrung von Kornelius) „hörte er damit auf“, weil er Angst vor der Reaktion einiger jüdischer Christen hatte, die zu Besuch gekommen waren. Sie kamen von Jakobus, d. h., sie standen in Jerusalem offenbar in engem Kontakt mit ihm. (Siehe Anm. zu Apg 15:13.) Diese Männer taten sich mit Veränderungen schwer und bestanden immer noch darauf, dass das mosaische Gesetz und gewisse jüdische Bräuche eingehalten werden müssten. (Siehe Anm. zu Apg 10:28.) Durch sein Verhalten hätte Petrus eine kurz zuvor (ca. 49 u. Z.) getroffene Entscheidung der leitenden Körperschaft untergraben können, nach der Christen aus den anderen Völkern das mosaische Gesetz nicht halten mussten (Apg 15:23-29). Paulus erwähnt diese Begebenheit in Antiochia nicht, um Petrus bloßzustellen, sondern um eine falsche Sichtweise der Galater zu korrigieren.

denen, die zu den Beschnittenen gehörten: Wtl. „denen aus Beschneidung“. Gemeint sind einige beschnittene jüdische Christen, die aus der Versammlung in Jerusalem zu Besuch gekommen waren. Der gleiche griechische Ausdruck wird an anderen Stellen wiedergegeben mit „die Verfechter der Beschneidung“, „[die] von den Beschnittenen“ und „die an der Beschneidung festhalten“ (Apg 11:2; Kol 4:11; Tit 1:10).

schlossen sich … in seiner Heuchelei an: Im Griechischen steht hier das Verb synypokrínomai. Später im Vers kommt das verwandte Substantiv hypókrisis vor (im Deutschen mit davon wiedergegeben). Beide griechischen Wörter wurden ursprünglich im Zusammenhang mit Schauspielern verwendet, die auf der Bühne Masken trugen. Gemäß einigen Fachwörterbüchern wird das Verb synypokrínomai hier jedoch übertragen gebraucht im Sinn von „mit jemandem mitheucheln“, „sich mit jemandem verstellen“. Das Substantiv hypókrisis („Heuchelei“) erscheint in den Christlichen Griechischen Schriften insgesamt sechs Mal (Mat 23:28; Mar 12:15; Luk 12:1; 1Ti 4:2; 1Pe 2:1; zu dem verwandten Wort „Heuchler“ siehe Anm. zu Mat 6:2 und Luk 6:42).

Kephas: Ein anderer Name für den Apostel Petrus. (Siehe Anm. zu 1Ko 1:12.)

für gerecht erklärt: Oder „gerechtgesprochen“. Das entsprechende griechische Verb dikaióō und die verwandten Substantive dikáiōma und dikáiōsis (in älteren Bibelübersetzungen auch mit „rechtfertigen“ oder „Rechtfertigung“ wiedergegeben) haben im Wesentlichen den Sinn von „einen Freispruch erlangen“ oder „als gerecht anerkannt werden“. (Siehe Anm. zu Rö 3:24.) In den Versammlungen in Galatien waren einige von Judaisten beeinflusst – jüdische Christen, die behaupteten, man könne durch das Einhalten des mosaischen Gesetzes Gerechtigkeit erlangen (Gal 5:4; siehe Anm. zu Gal 1:6). Wie Paulus betont, kann man jedoch nur durch Glauben an Jesus Christus vor Gott gerecht dastehen. Jesus legte durch seinen Opfertod die Grundlage dafür, dass Gott alle, die an Christus glauben, für gerecht erklärt (Rö 3:19-24; 10:3, 4; Gal 3:10-12, 24).

was ich vorher niedergerissen habe: Paulus setzte sich ursprünglich eifrig für das Judentum ein und glaubte, er könne durch das Einhalten des mosaischen Gesetzes vor Gott gerecht dastehen. (Siehe Anm. zu Gal 1:13.) Als er ein Christ wurde, riss er diesen Glauben jedoch bildlich gesprochen nieder (Gal 2:15, 16). Paulus wehrt sich gegen die Behauptung seiner Gegner, Christen müssten sich an das Gesetz halten, um gerettet zu werden (Gal 1:9; 5:2-12). Würde er oder ein anderer jüdischer Christ wieder anfangen, das Gesetz von Moses zu halten, dann würde er gerade das wieder aufbauen, was er vorher niedergerissen hatte. Außerdem würde er wieder zu einem Gesetzesübertreter werden, der durch das Gesetz verurteilt wird. (Siehe Anm. zu Gal 3:19.)

durch das Gesetz bin ich im Hinblick auf das Gesetz gestorben: Diese Aussage ist Teil einer Argumentation, mit der Paulus erklärt, warum niemand „durch das Befolgen des Gesetzes“ Gerechtigkeit erlangen kann (Gal 2:16). Nach dem mosaischen Gesetz war Paulus ein zum Tod verurteilter Sünder, denn er konnte es nicht vollkommen halten (Rö 7:7-11). Doch er war „im Hinblick auf das Gesetz gestorben“, also vom Gesetz befreit. Der Gesetzesbund war nämlich durch Jesu Tod am Marterpfahl aufgelöst worden (Kol 2:13, 14). Deshalb konnte Paulus den Christen in Rom schreiben, dass sie „durch den Körper des Christus“ – durch Glauben an das Loskaufsopfer – „gegenüber dem Gesetz gestorben“ waren (Rö 7:4). Da das Gesetz zu Christus hingeführt hatte, konnte Paulus sagen, er sei „durch das Gesetz … im Hinblick auf das Gesetz gestorben“. (Siehe Anm. zu Gal 3:24 und 3:25.)

Ich bin mit Christus an den Pfahl genagelt worden: Das hier verwendete griechische Verb systauróō wird in den Evangelien für die Hinrichtung der Verbrecher gebraucht, die neben Jesus starben (Mat 27:44; Mar 15:32; Joh 19:32; siehe Anm. zu Rö 6:6). Paulus führte wie andere Christen ein Leben im Glauben an den Sohn Gottes (Gal 3:13; Kol 2:14). Weil jüdische Christen an den hingerichteten Christus glaubten, hielten sie sich an ihn und nicht mehr an das Gesetz (Rö 10:4; 2Ko 5:15; siehe Anm. zu Gal 2:19).

der mich geliebt und sich selbst für mich geopfert hat: Durch den Gebrauch des Pronomens „mich“ stellt Paulus heraus, dass das Opfer Jesu jedem, der an ihn glaubt, ganz persönlich nützt. (Siehe Anm. zu Joh 3:16.) Paulus verstand, wie sehr Jesus ihn persönlich liebte, und nahm diese Liebe an. Das motivierte ihn, anderen gegenüber liebevoll, warmherzig und großzügig zu sein. (Siehe Anm. zu 2Ko 5:14; vgl. 2Ko 6:11-13; 12:15.) Er war dankbar, dass Jesus ihn trotz seiner Vergangenheit zum Jünger berufen hatte. Ihm war bewusst: Aus Liebe hatte Jesus sein Leben nicht nur für gerechte Menschen geopfert, sondern auch für Sünder. (Vgl. Mat 9:12, 13.) Auch wenn Paulus das Loskaufsopfer hier auf sich bezieht, war ihm klar, dass es unzähligen Menschen zugutekommen würde.

ist Christus ja umsonst gestorben: Wie Paulus erklärt, wäre Jesu Tod nicht nötig gewesen, wenn man durch das Gesetz – d. h., indem man das mosaische Gesetz befolgt – für gerecht erklärt werden könnte. Er macht auch deutlich: Würde jemand versuchen, sich das ewige Leben zu erarbeiten, statt es als Geschenk anzunehmen, würde er damit im Grunde genommen die unverdiente Güte Gottes zurückweisen (Rö 11:5, 6; Gal 5:4).

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Antiochia in Syrien – bedeutend für das frühe Christentum
Antiochia in Syrien – bedeutend für das frühe Christentum

Antiochia in Syrien war die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien. Im 1. Jh. gehörte Antiochia zusammen mit Rom und Alexandria zu den drei bedeutendsten Städten im Römischen Reich. Die Stadt lag am O-Ufer des Orontes (1). Ein Teil der Stadt war ursprünglich vom Orontes umschlossen (2). Einige Kilometer flussabwärts lag die Hafenstadt Seleukia. In Antiochia gab es eine der größten Rennbahnen (Hippodrom) der damaligen Zeit für Pferde- und Wagenrennen (3). Die Stadt hatte außerdem eine von Kolonnaden gesäumte Prachtstraße vorzuweisen (4). Herodes der Große hatte sie mit Marmor pflastern lassen. Kaiser Tiberius fügte später überdachte Säulengänge (Kolonnaden) hinzu und schmückte die Straße mit Mosaiken und Statuen. In der multikulturell geprägten Stadt gab es eine große jüdische Gemeinde (5). Viele der dortigen Juden kamen zum christlichen Glauben. In Antiochia wurden Jesu Nachfolger erstmals Christen genannt (Apg 11:26). Mit der Zeit wurden auch viele Nichtjuden gläubig. Um 49 u. Z. kam es beim Thema Beschneidung zu Unstimmigkeiten. Zur Klärung der Frage wurden Paulus und Barnabas zusammen mit anderen zur leitenden Körperschaft nach Jerusalem geschickt (Apg 15:1, 2, 30). Von Antiochia aus brach Paulus zu seinen drei Missionsreisen auf (Apg 13:1-3; 15:35, 40, 41; 18:22, 23). Der Ausschnitt auf der Karte zeigt, wie die Stadtmauern jahrhundertelang verliefen.