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Praslin (Seychellen): Hier fand General Gordon im Jahr 1881 seinen „Garten Eden“

Das Paradies auf Erden — Traum oder Wirklichkeit?

Das Paradies auf Erden — Traum oder Wirklichkeit?

Ab ins Paradies! Bunt schillernde Reisekataloge wollen uns immer wieder in ein „Paradies“ entführen — fernab von allen Sorgen und Problemen. Wir wissen aber auch nur zu gut, dass uns der Alltag schnell wieder einholt.

Trotzdem fasziniert der Gedanke an ein Paradies. Doch ist die Vorstellung einfach nur ein schöner Traum? Wenn ja, warum dann diese Faszination? Kann sie jemals Wirklichkeit werden?

WOHER DIE VORSTELLUNG?

Die Vorstellung von einem Paradies hat die Menschen jahrhundertelang nicht losgelassen. Bei vielen wurde das Interesse durch die Bibel geweckt. Sie spricht von einem „Garten in Eden, gegen Osten“. Was machte diesen Garten so anziehend? Die Bibel sagt: „So ließ Jehova Gott aus dem Erdboden allerlei Bäume hervorwachsen, begehrenswert für den Anblick und gut zur Speise.“ Dieser Garten war paradiesisch und faszinierte auch besonders durch den „Baum des Lebens in der Mitte des Gartens“ (1. Mose 2:8, 9).

Der Bibelbericht erwähnt auch vier Flüsse, die vom Garten Eden ausgingen. Zwei davon sind heute noch bekannt: Tigris (Hiddekel) und Euphrat (1. Mose 2:10-14, Fußnote). Sie fließen durch den Irak in den Persischen Golf, ein Gebiet, das zum alten Persischen Reich gehörte.

Kein Wunder, dass die Vorstellung vom „Paradies auf Erden“ zum kulturellen Erbe Persiens gehört. Im Philadelphia Museum of Art (USA) findet man zum Beispiel einen Perserteppich aus dem 16. Jahrhundert. Das Muster zeigt einen ummauerten Garten mit Bäumen und Blumen. Diese Szene soll den wunderschönen und üppigen Garten Eden darstellen. Interessanterweise stammt das Wort „Paradies“ von einem altpersischen Wort, das „ummauerter Garten“ bedeutet.

Geschichten von einem Paradies werden in vielen Sprachen und Kulturen rund um den Globus erzählt. Als die Menschen nach und nach die ganze Erde besiedelten, verbreiteten sich verschiedene Versionen der ursprünglichen Geschichte. Über die Jahrhunderte hinweg wurde sie mit regionalen Glaubensansichten und Legenden vermischt. Und noch heute bezeichnet man besonders schöne Landschaften intuitiv als Paradies.

DIE SUCHE NACH DEM PARADIES

So manche Entdecker behaupteten, sie hätten das verlorene Paradies wiedergefunden. Der britische General Charles Gordon bereiste zum Beispiel 1881 die Seychellen. Das schöne Vallée de Mai — heute ein Weltnaturerbe — beeindruckte ihn so sehr, dass er sagte, dies wäre der Garten Eden. Und als der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus im 15. Jahrhundert auf Hispaniola (heute Dominikanische Republik und Haiti) landete, glaubte er, kurz vor der Wiederentdeckung des Paradieses zu stehen.

Das Buch Die Vermessung des Paradieses enthält Details von mehr als 190 alten Landkarten; auf vielen davon sind Adam und Eva im Garten Eden abgebildet. Eine dieser Karten, die aus einer Abschrift eines Manuskripts von Beatus von Liébana aus dem 13. Jahrhundert stammt, ist besonders interessant. Im oberen Bereich der Karte befindet sich ein kleines Rechteck, in dessen Mitte man das Paradies sieht. Von dort fließen vier Flüsse (Tigris, Euphrat, Pischon und Gihon genannt) in die vier Ecken, was die Ausbreitung des Christentums darstellen soll. Durch solche Darstellungen wird deutlich, dass der Gedanke an das Paradies nie an Reiz verloren hat, obwohl dessen ursprüngliche Lage nicht mehr bekannt ist.

John Milton, ein englischer Dichter des 17. Jahrhunderts, ist bekannt für sein Epos Das verlorene Paradies, das sich auf den Bibelbericht über den Sündenfall Adams und die Vertreibung aus Eden stützt. Darin erwähnt er das Versprechen, Menschen würden wieder ewig auf der Erde leben können, als er schrieb: „Die Erde wird zu jener Zeit ein einzig Paradies“. Später schrieb Milton die Fortsetzung Das wiedergewonnene Paradies.

EINE NEUE VORSTELLUNG

Die Suche nach dem „Paradies auf Erden“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Aber warum denkt man heute kaum noch darüber nach? Das Buch Die Vermessung des Paradieses erklärt, dass „sich die Theologen . . . vom Thema der Paradieslokalisierung abgewandt haben“.

In vielen Kirchen wird heute der Himmel als endgültige Bestimmung angepriesen, nicht ein Paradies auf der Erde. Die Bibel sagt jedoch in Psalm 37:29: „Die Gerechten selbst werden die Erde besitzen, und sie werden immerdar darauf wohnen.“ * Da man heute wohl kaum von einem Paradies auf Erden sprechen kann, stellt sich die Frage: Wird sich diese Verheißung irgendwann erfüllen?

DAS PARADIES AUF ERDEN — EINE REALITÄT

Jehova Gott schuf das ursprüngliche Paradies und hat versprochen, es wiederherzustellen. Aber wie wird er das tun? Jesus lehrte uns beten: „Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Matthäus 6:10). Dieses Königreich mit Jesus Christus als König wird über die ganze Erde herrschen und alle Regierungen auf ihr ersetzen (Daniel 2:44). Es wird dafür sorgen, dass Gottes Wille geschieht und die Erde wieder zu einem Paradies wird.

Schon der Prophet Jesaja wurde inspiriert, die Verhältnisse im versprochenen Paradies zu beschreiben. Alles, was uns heute zu schaffen macht, wird es dann nicht mehr geben (Jesaja 11:6-9; 35:5-7; 65:21-23). Warum sich nicht etwas Zeit nehmen und die angeführten Texte in der eigenen Bibel nachlesen? Das wird das Vertrauen in die großartige Zukunft stärken, die Gott gehorsamen Menschen zugesichert hat. Sie werden dann genießen können, was Adam verloren hat — Gottes Gunst und ewiges Leben im Paradies (Offenbarung 21:3).

Warum können wir jedoch sicher sein, dass das Paradies nicht nur ein bloßer Traum ist, sondern Wirklichkeit wird? Die Bibel erklärt: „Jehova gehören die Himmel, aber die Erde hat er den Menschensöhnen gegeben.“ Die Hoffnung auf ein Paradies auf Erden kommt von „Gott, der nicht lügen kann“ (Psalm 115:16; Titus 1:2). Was für eine wunderbare Zukunft die Bibel doch für uns in Aussicht stellt — ewiges Leben im Paradies!

^ Abs. 15 Interessanterweise sagt auch der Koran im 105. Vers der 21. Sure, Al-Anbiyā’ (Die Propheten): „Erben sollen die Erde meine gerechten Diener.“